Sigfrid Gauch: Friedrich Joseph Emerich - Ein deutscher Jakobiner

 
 

Dass er Hölderlins „lieber Freund“ war, bewahrte ihn vor der Vergessenheit. Dass er ein von den Ideen der Revolution entflammter Dichter war, der als „Wahnsinniger“ ins Irrenhaus eingeliefert wurde und dort, nach großer Enttäuschung über den Verrat der Freiheitsideale im Linksrheinischen und ausgerechnet von den Franzosen verfolgt und inhaftiert, 1802 nach einem Hungerstreik an den Folgen eines Sturzes aus dem Hospitalfenster starb, machte sein Schicksal schon früh überliefernswert.




















Friedrich Joseph Emerich, 1773 als Juristensohn in Wetzlar geboren und 1795 als Republikaner am dortigen Reichskammergericht mit Berufsverbot belegt, Nachkomme einer altadeligen Mainzer Familie, war aber mehr als das. Die biographischen wie literaturwissenschaftlichen Ergebnisse und Thesen dieser Monographie zeigen ihn als einen der vielleicht bedeutendsten und profiliertesten Jakobiner seiner Zeit, erweisen ihn nach erstmals veröffentlichten Dokumenten als Verfasser anonymer Schriften und Aufrufe, die heute zu den Kernstücken des Literarischen Jakobinismus gezählt werden.


Emerichs Werk ist dem literarischen Jakobinismus zuzurechnen. Da viele Schriften anonym erschienen, konnten Umfang und herausragende Bedeutung seines Werks erst in jüngster Zeit von Sigfrid Gauch nachgewiesen werden.

Gerhard Kurz in: Walter Killy (Hrsg.): Literaturlexikon. Autoren und Werke deutscher Sprache. Bd. 3, 1988, S. 242 f.


Die Wiederentdeckung dieses jakobinischen Dichters und Publizisten durch Sigfrid Gauch ist eine anerkennenswerte wissenschaftliche Leistung. Der Nachweis, dass die (im Anhang abgedruckten) Revolutionsgedichte und Erhebungsappelle aus Emerichs Feder stammen, scheint geglückt. Bisher wurden diese bemerkenswerten Publikationen anderen Autoren zugeschrieben.

Walter Grab, Politische Vierteljahresschrift


„... das grundlegende Buch von Sigfrid Gauch...“

Günter Mieth: Friedrich Hölderlin - Zeit und Schicksal. Würzburg 2007


Gauch hat das große Verdienst, mit Genauigkeit und Spürsinn einen unbekannten Autor ermittelt und eine ganze Reihe von Zuschreibungen gewagt zu haben.

Ralph-Rainer Wuthenow, Hessischer Rundfunk


Gauch gelingt es, Emerich in der Weise zu rehabilitieren, dass er als „einer der bedeutendsten jakobinischen Publizisten Deutschlands dieser Jahre“ angesehen werden muss.

Hans-Werner Engels, Zeitschrift des Vereins für Hamburgische Geschichte


Für die Hegel-Forschung von Bedeutung ist das Buch, weil es Aufschlüsse erlaubt über die politischen Optionen im Frankfurt / Homburger Freundeskreis um Hegel, Hölderlin, Sinclair und Zwilling.

Christoph Jamme, Hegel-Studien



 

Sigfrid Gauch:

Friedrich Joseph Emerich

Ein deutscher Jakobiner. Studien zu Leben und Werk. Frankfurt am Main / Bern / New York: Peter Lang 1986

Europäische Hochschulschriften Reihe I: Deutsche Sprache und Literatur, Bd. 934. 427 S.

ISBN 3-8204-9761-7




„Kurzum: ein großes Buch.“

Franz Dumont, Autor von „Die Mainzer Republik von 1792/1793“, 2. Aufl. 1993

Die Kenntnis über Emerich wurde durch Sigfrid Gauch entscheidend vorangebracht, alle älteren Arbeiten sind durch seine auf breiter Quellenbasis beruhende Studie überholt.

Hans Fenske: ,Das cisrhenanische Volk ist höchst unzufrieden...‘ F. J. Emerichs publizistischer Kampf für das linksrheinische Deutschland 1801/1802. In: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins. Bd. 147.

Stuttgart 1999. S. 599-613.


Im Zusammenhang mit Emerichs weiterem Schicksal kann Gauch zahlreiche Irrtümer und Fehldeutungen in der Literatur aufzeigen.

Helmut Reinalter, Archiv für Sozialgeschichte


In der Komposition durchaus eigenwillig, im Urteil sehr eigenständig, hat Gauchs Studie die Biographie eines der markantesten deutschen Jakobiner vorbildlich rekonstruiert, und sie wird vor allem die Diskussion um den „Literarischen Jakobinismus“ in Deutschland sehr beleben. Kurzum: ein großes Buch.

Franz Dumont, Aufklärung - Vormärz - Revolution: Jahrbuch der internationalen Forschungsstelle Innsbruck


Damit wird nicht bestritten, dass Gauch in seinen Beweisketten minutiöse Genauigkeit und philologischen Spürsinn bis hin zur archivalischen Detektivarbeit aufbietet. Handschriftenvergleiche und Stilanalysen gehören zum ebenso selbstverständlichen wie souverän gehandhabten Werkzeug des Autors.

Harro Segeberg, Internationales Archiv für Sozialgeschichte der deutschen Literatur


Die Ergebnisse dieser Emerich-Studie überzeugen: die Fragen, die sie aufwirft, dürften für die Forschung willkommene Neuansätze bieten.

Karin Clark, Mainz - Vierteljahreshefte für Kultur, Politik, Wirtschaft, Geschichte


Aus Gauchs materialreicher und differenzierter Studie tritt das aus ähnlichen Biographien schon bekannte Profil eines deutschen Republikaners und Revolutionsanhängers hervor, dessen Signum sowohl die Utopie einer gerechten Gesellschaftsordnung als auch das oft tödliche Scheitern an den Realitäten des Feudalabsolutismus ist.

Christoph Weiß, Saarländischer Rundfunk


Amüsant oder ärgerlich? 2005 erscheint von Jörg Schweigard der Band „Die Liebe zur Freiheit ruft uns an den Rhein. Aufklärung, Reform und Revolution in Mainz“, Verlag Casimir Katz, Gernsbach, mit einer ausführlichen Würdigung von Friedrich Josef Emerich als Verfasser des legendären Revolutionsaufrufs „An die teutschen Jünglinge“ (S. 14, S. 212 ff.), ohne jeden Hinweis auf Gauchs Emerich-Monografie, die diese Zuschreibung erstmals vornimmt.


Und noch besser: 2007 erscheint von dem Jakobinerforscher Axel Kuhn, Ordinarius für Neuere Geschichte an der Universität Stuttgart, der Kriminalroman „Emerichs Nachlass“, SWB Verlag Stuttgart, in dem alles „frei erfunden“ ist, nur: „Tatsächlich ist auch alles wahr, was ich über den Nachlass Emerich geschrieben habe“, laut Verlagspressemeldung beruht dies „auf exakten wissenschaftlichen Recherchen“; im „Nachwort des Autors“ dankt dieser fünfzehn Personen - der Autor des Emerich-Buches ist nicht dabei, sein Buch wird nicht genannt, obwohl er erstmals die seit 200 Jahren nicht mehr beachteten Dokumente entdeckt und veröffentlicht hat, auf denen bereits der Beginn des Krimis beruht: „Prolog. Frühjahr 1795. Den ersten Germinal zogen Damm, Holzmeister und ich vor Tage noch los. Unsere Reisenden waren aus Jena zurück (...). In meiner Tasche verwahrte ich den Aufruf an die teutschen Jünglinge (...). Als wir eintraten, sahen wir sie sogleich in der Ecke um einen Tisch sitzen: Popp und Traupel aus Würzburg, Lederle und Emerich, die aus Jena zurückgekommen waren.“ (S. 9)